CHRIS DERCON UND CHRISTOPH SCHLINGENSIEF, MÜNCHEN, 2005
PHOTO: MARION VOGEL
Christoph Schlingensief interessierte sich weder für die Aufteilung in Kunstsparten, noch für die Auflösung dieser Sparten. So hatte er immer wieder behauptet: »Ich bin kein Filmemacher mehr.« Oft fühlte er sich viel eher im Museum zuhause als im Theater: »Ich komme vom Film. Aber Kunst ist einfacher zu produzieren. Man kann unheimlich viel machen.« Widersprach er sich? Nein, er ließ sich einfach nur nichts vorschreiben. Er handelte, und zwar wie in seinem Afrikaprojekt, immer im Sinne eines »Unterhändlers«. In den letzten Monaten seines Lebens verhandelte er stets um Geld für das Operndorf Remdoogo in Burkina Faso. Ende Juni 2010 zeigte er während seines letzten öffentlichen Auftritts zur Eröffnung der Münchener Opernfestspiele, wo er in Via Intolleranza II selbst den »Neger« spielte, auf der Bühne die am selben Tag erschienene Kunstmarktseite der FAZ. Zu sehen war die Abbildung eines fotorealistischen Gemäldes von Gerhard Richter, betitelt »Neger«, aus dem Jahr 1964. Es sollte kurz darauf versteigert werden und wurde sehr hoch eingeschätzt. Einige Tage später musste Christoph Schlingensief im Krankenhaus wieder bestrahlt werden. Das Kunstwerk wurde für etwa vier Millionen Euro versteigert, schon die Hälfte hätte für den Aufbau von Remdoogo ausgereicht. Zwei Monate später starb Christoph Schlingensief. Aber die Entwicklung von Remdoogo und diese Auktion beweisen: Christoph Schlingensief ist nicht tot, er hat sich nur sehr gut versteckt.